Jochen Becker | Seminare für Friseure

Die Kunden die ich rief, und nicht mehr vergraulte...!

FMFM Interview/Beitrag

Die Kunden, die ich rief und nicht mehr vergraulte

Jochen Becker, Friseurmeister und Verkaufserfolgscoach© privat

Corona hin, Corona her – es gibt Salons, die haben in den vergangenen schwierigen Monaten tatsächlich keinerlei Einbußen in Sachen Umsatz, Kunden- und Neukundenfrequenz erfahren. Einer von ihnen ist Jochen Becker mit seinem kleinen feinen Salon „Becker Friseure bzw. der Seminarschule “Lebenswert Friseur“ in Syke. Nach über 30 Jahren Friseurberuf mit allen erlebten Höhen und Tiefen vertritt der FMFM-Artist und Verkaufserfolgscoach die These: „Nichts verhindert den Erfolg so sehr wie man selbst!“ Wir haben Jochen gefragt, wie er es geschafft hat, seine Kunden in diesem Jahr bei Laune zu halten…

Jochen Becker: Nicht erst seit „Corona“ tragen Menschen eine Maske, sondern eigentlich schon seit Menschen Gedenken. Sie grinsen dir freundlich ins Gesicht und jagen dir bei nächster Gelegenheit ein „Messer“ in den Rücken. Ich spreche hier von einer menschlichen Unart, die uns irgendein böswilliger „Hacker“ bereits beim Entstehen der Menschheit eingeschleust haben muss und die vor allem im Friseursalon schon immer seuchenartig um sich wütet – Klatsch & Tratsch! Niemand und keiner bleibt auch in unserer Branche davon verschont: diese menschliche Fehlkonstruktion durchzieht gleichermaßen Chefs, Mitarbeiter und Salonkunden – es wird gehetzt, gelästert und gemeutert, was die Bürste hält!

„Tratschen“ ist und bleibt ein beliebtes, aber zerstörerisches Kommunikationsmittel. Eher selten wird sich dabei allerdings bewusst gemacht, was es anrichten kann und wie sich die Menschen fühlen, die zum Opfer des Geredes werden.

Was ich in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen immer wieder feststelle und viele scheinbar nicht wissen oder vergessen haben: Wir Friseure unterliegen doch eigentlich einer Schweigepflicht! Sind wir doch für unsere Kunden nicht selten auch Seelenklempner, Briefkastentante und -onkel oder anders ausgedrückt, wir werden als Freunde angesehen. Aber: Brisantes, Intimes und Persönliches, das uns unsere Kunden anvertrauen, gehört in die Reißverschlusstasche unseres Salonwerkzeugs und hat hinterm Tresen und in der Salonküche im viralen Kollektiv und erst recht in den Ohren anderer Kunden nichts zu suchen.

Vertrauen lautet hier das Geheimnis des Salonerfolgs, um Kunden langfristig und auch in Krisenzeiten an sich zu binden. Daher wird bei mir im Salon weder getratscht noch gejammert und gemeckert! Wer sich daran nicht hält – egal ob Mitarbeiter oder Kunde – dem wird signalisiert, hier nicht mehr erwünscht zu sein. Denn eine vergiftete Atmosphäre richtet bekanntlich irreparable Schäden an.

Lasst uns eine “Freunde GmbH” gründen!

Zurück zu den Salonkunden: Natürlich können nicht alle Kunden unsere wahren Freunde sein, davon habe ich im wirklichen Leben noch nicht mal eine Handvoll, dafür aber die Richtigen! Im Salon käme ich mit dieser Anzahl allerdings nicht sehr weit. Schlussfolgerung: Je mehr Kunden, desto mehr Erfolg? Falsch! Viel entscheidender ist es, die richtigen Kunden zu bekommen, die zu mir als Inhaber, zu meinen Mitarbeitern und zu meinem Salonkonzept passen. Masse ist nun mal nicht Klasse! Und wenn ich es dann noch schaffe, so viel wie möglich und nötig hinter die „Maske“ unserer Kunden zu schauen, steht dem Aufbau eines ehrlichen freundschaftlichen und langfristigen Vertrauensverhältnisses nichts mehr im Wege.

Ich habe mit meinen Salonkunden eine Art “Freunde GmbH” gegründet, eine Gemeinschaft mit beschränkter Haftung! Beschränkt, da auch treue Kunden nach 10 oder 20 Jahren durchaus einfach dem Salon fortbleiben, ohne dass ich gleich in Depressionen verfalle (was sicherlich anders wäre, wenn mir ein echter Freund die Freundschaft kündigen würde). Im Gegenteil: Denn hat sich der Grund ihres Fernbleibens verändert, sind diese Kunden erfahrungsgemäß ja urplötzlich wieder da und wir werden sie – ohne uns den Triumph anmerken zu lassen – anlächeln und sie genauso professionell wie immer bedienen!

Aber was kann das Vertrauensverhältnis zerstören? Natürlich das anfangs erwähnte Tratschen und neuerdings vor allem das viele Jammern und Meckern. Denn im Grunde will niemand hören, wie schlecht es dir als Friseur geht, wie furchtbar das Maskentragen ist, wie unfair die strengen Hygieneauflagen in den Salons sind. Achtung, wenn das überhandnimmt, treten die Kunden die Flucht nach vorne, direkt aus der Salontür raus, an. Dein Freund, der Kunde, verpasst dir einen „Denkzettel“ und tritt – hoffentlich nur vorübergehend – aus der Freunde GmbH aus.

Mein Selbstverständnis für eine dauerhafte & glückliche “Freunde GmbH” im Salon:

Ich begrüße meine Freunde von Herzen – nicht übertrieben, aber mit spürbarer Freude und gern mit einem „kecken“ Spruch auf der Lippe.

Freundschaft ist ein gegenseitiges Geben & Nehmen.

„Jammerer“ & „Meckerer“ vergiften die Lebenszeit und den Ruf des Salons – darum werden sie aussortiert und durch eine gesunde, frische Freunde GmbH ersetzt.

Freunde können mir 100% vertrauen, deswegen kaufen sie mir auch alles ab – Warum? Weil Vertrauen das Fundament von allem ist.

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft und machen Spaß, wenn sie spontan, von Herzen und ohne Hintergedanken sind.

Rabattschlachten belasten die Freundschaft unnötig.

Vorlieben meiner Freunde merke ich mir und wende sie passend an – so zeige ich deutlich, dass mir unsere Freundschaft wichtig ist und der nötige Respekt, auf beiden Seiten der Freunde GmbH, kann als Freundschaft lange am Leben erhalten werden.

Humor ist ein wesentlicher Baustein in einer funktionierenden Freundschaft: „Lache, und die Welt lacht mit dir, weine und du weinst alleine!“

Menschliche Beziehungen, egal ob im Privatleben oder im Beruf, sind nun mal der härteste „Job“ der Welt! Packen wir es alle an und lassen die Masken zumindest virtuell fallen!

Herzlichst, euer Jochen Becker!